Der Gitarren-Zauberer
Ist er denn da, der Spring? Das fragen wir uns in der Redaktion der Berner Zeitung manchmal bange, wenn wir ein Thema von unserem Hauscartoonisten illustrieren lassen wollen. Bei mir sind das meistens finanzpolitische Geschichten. Leuchttürme, Ställe und gefesselte Bären hat Max Spring schon zu meinen Artikeln gezeichnet. Oder, besser gesagt: Er hat sie hingezaubert, noch während ich ihm am Telefon von meinem Text erzählte. «Die Skizze ist fertig, ich schicke sie dir», sagt er meistens schon bevor wir wieder auflegen. Kurz darauf flattert ein Cartoon in meinen Posteingang, versehen mit dem obligatorischen Hund und vielleicht sogar mit meinem ganz persönlichen Lieblingstier aus Springs Feder: dem starrenden Huhn.
Zum Glück ist er meistens da, der Spring. Und doch hoffe ich jedes Mal, wenn ich ihn anrufe, dass er gerade an der Aare am Joggen ist. Denn dann klingt mir aus dem Telefonhörer die Gitarrenmusik von seinem Anrufbeantworter entgegen. Sie versetzt mich augenblicklich in Mäxus Atelier, das ich mal für ein Buchprojekt besuchen durfte. Ich sehe seinen Schreibtisch mit den Pinseln, den Stiften und der Donald-Duck-Figur. Den Kronleuchter an der Decke und die sieben Gitarren, die an den Wänden hängen. Ich sehe Max, wie er eine dieser Gitarren nimmt, sich auf eine zum Hocker umfunktionierte grosse Olivendose setzt und das Atelier mit wenigen Klängen in einen spanischen Hinterhof verwandelt. Bis er mich bittet, eine Nachricht zu hinterlassen.
Zeichnen und Gitarre spielen – das sind die beiden grossen Leidenschaften von Max Spring. Schon zum dritten Mal vereint er sie hiermit in einem Buch. Wenn ich diese Bilder durchsehe, beginne ich zu träumen. Davon, dass ich bald eine finanzpolitische Geschichte erzählen kann, zu der ein Gitarren-Cartoon passt.
Sandra Rutschi, Autorin, Bern 2019
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